„YouNow“ heißt die neue Plattform aus den USA, auf der Menschen Videos von sich selbst machen und anderen versenden können. Immer mehr bekommt die Plattform Bekanntheit, momentan auch wegen kritischen Medienberichten, denn: die User sind häufig Kinder und Jugendliche und die Zuschauer leider keine Freunde, sondern Fremde.
Was es bedeutet, Fremden solche Einblicke aus dem Kinderzimmer zu gewähren, erklärt Hans-Joachim Henschel vom Landeskriminalamt Niedersachsen so: „Wir haben Livebilder aus Kinderzimmern, aus dem heimischen Badezimmer, aus Klassenräumen oder Schwimmbädern. Dabei sind sich viele der jungen Nutzer überhaupt nicht darüber im Klaren, welche Folgen es haben kann, wenn sie live persönliche Daten preisgeben oder sich in intimen Situationen zeigen. Die Livestreams können ja nicht nur von anderen gesehen, sondern auch mitgeschnitten und weiterverbreitet werden. Unter den Zuschauern können sich außerdem nicht nur andere Kinder und Jugendliche befinden, sondern auch Erwachsene mit pädophilen Neigungen“.
Obwohl die Teilnahme bei „YouNow“ erst ab 13 Jahren ist, sind auch jüngere Kinder von der neuen Möglichkeit der Selbstdarstellung fasziniert und präsentieren sich zum Teil sehr intim. Private Daten wie Name, Alter, Wohnort, Adresse oder den Namen der Schule werden ohne weiteres offen gelegt, was Cybermobbern und Pädophilen nur recht kommt.
Oft animiert das Publikum den Sendenden auch dazu, eine bestimmte Handlung vorzunehmen.
Wer sich auszieht oder einen Löffel Zimt isst, bekommt mehr Likes – mehr Likes bedeutet beliebter zu sein. Weil sie möglichst viele „Likes“ von ihren Zuschauern haben möchten, lassen manche Jugendlichen sich dann zu Dingen hinreißen, die sie normalerweise nicht tun würden“, weiß Henschel. Kommt man den Aufforderungen nicht nach, werden sie des öfteren beleidigt und „weil alles live ist, hat man nicht die Möglichkeit, wirklich über seine Handlungen nachzudenken. Da ist schnell etwas gesagt oder gezeigt, was man nicht mehr zurücknehmen kann.“
Man sollte auch bedenken, dass das heimliche Filmen von anderen Personen Probleme mit sich bringen kann, denn filmt man andere ohne deren wissen und veröffentlicht den Film, verletzten sie deren Persönlichkeitsrechte und machen sich strafbar.
Polizei-dein-Partner informiert über Internetkriminalität und Cybersicherheit und rät allen Eltern und Lehrern, mit ihren Kindern bzw. Schülern über das Thema YouNow zu sprechen und sie über die Risiken aufzuklären. „Dazu ist es auch nötig, dass man sich selbst zu dem Thema informiert und sich damit auseinandersetzt. In der Schule können etwa feste Absprachen dabei helfen, den Umgang mit Handys und Smartphones zu regulieren“, so Henschel.
Und auch hier gilt wie immer: Machen Sie sich mit den Nutzungsbestimmungen von YouNow vertraut, sprechen Sie mit Ihren Kindern bzw. Schülern über die Risiken solcher Plattformen und legen Sie ihnen dringend nahe, mit sensiblen Daten vorsichtig umzugehen. Angabe zu Nachname, Alter, Adresse, Telefonnummer, Schulort und Accountdaten sollten NIE in Kommunikationsplattformen genannt werden. Zudem sollten Kinder und Jugendliche darauf aufmerksam gemacht werden, dass das Abspielen von Musik und Filmen im Hintergrund Urheberrechte verletzten und deshalb teuer werden kann.
Im Internet gibt es zahlreiche Tipps für Eltern und dennoch: mehr Sensibilität und Aufmerksamkeit müssen an den Tag gelegt werden, um Ihre Kinder zu schützen. Bringen Sie Ihren Kindern bzw. Schülern bei, auf Aufforderungen wie „Zieh dich aus!“ oder „Zeig deinen BH!“ nicht zu reagieren und seien Sie Vertrauensperson, damit Ihr Kind Ihnen immer erzählen kann, was es in der Online-Welt erlebt.